Durch Bierkonsum soziale Projekte in der Nachbarschaft fördern
Kann Konsumieren nachhaltig sein? Vor allem wenn es um das Konsumieren von Dingen geht, die erhebliche negative Auswirkungen auf Körper und Gesellschaft haben? Die Rede ist vom Alkoholkonsum, vom Biertrinken genauer gesagt: Die Macher des Sozialunternehmens Quartiermeister beantworten diese Frage klar mit ja. Bier ist ein in Deutschland gesellschaftlich fest verankertes Genussmittel, viele genießen gerne frisches Bier, egal ob in der Bar oder unter freiem Himmel, daheim auf der Couch oder in geselliger Runde. Es bringt Menschen zusammen und regt zu Unterhaltungen an. Für die Quartiermeister*Innen lag es da auf der Hand, die Geselligkeit, die aus dem gemeinsamen Konsum von Bier entsteht, mit einem gesellschaftlichen Mehrwert zu verknüpfen: Durch das Biertrinken sollen soziale Projekte in der Nachbarschaft gefördert werden. Die Sozialunternehmer*Innen wirtschaften also nicht um selbst reich zu werden, sondern um die Nachbarschaft zu bereichern. Zehn Cent pro Liter verkauftem Bier fließen daher in lokale Initiativen. In ihrer Arbeit sind sie unabhängig von Investor*innen, kontrolliert wird die Arbeit von einem ehrenamtlichen Verein. Dieser überwacht die Transparenz und Prinzipientreue des Unternehmens und entscheidet, welche sozialen Projekte in eine Online-Abstimmung kommen sollen. In der kann dann jede*r Biertrinker*In entscheiden, welches Projekt aus der Nachbarschaft vom Konsum der Quartiermeister Biere profitiert.
Gebraut wird das Bier allerdings nicht von den Quartiermeister*Innen selbst, sondern in lokalen Brauereien, die die Überzeugungen von Quartiermeister teilen. Die Stadtbrauerei Wittichenau, an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen, versorgt Berlin, Leipzig und Dresden mit Bier, darunter auch mit dem traditionellen Rotbier. Für die Region Süd, also Bayern und Baden-Württemberg, kommt das Bier aus der Genossenschaftsbrauerei Gut Forsting östlich von München. Hier werden aus heimischen Rohstoffen und teils in Bio Qualität Pils und vor allem das regionaltypische Helle produziert. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, das Bier und auch den Geschmack regional zu halten. Ein Quartiermeister in München schmeckt anders als in Berlin und das finden wir gut so.“, sagt Benni Tiziani, der sich bei Quartiermeister um den Vertrieb in Bayern kümmert. „Wir lieben die vielfältige Bierlandschaft und nutzen sie für unser regionales Konzept. So halten wir die Lieferwege kurz, stärken kleine Betriebe und erhalten die regionale Bierkultur.“
Die Arbeit von Quartiermeister zielt dabei nicht darauf ab, Menschen zum häufigeren Biertrinken zu animieren, sondern ihren bisherigen Konsum mit einem sozialen Mehrwert zu verknüpfen. Damit wollen sie das Bewusstsein dafür stärken, dass durch nachhaltigen Konsum Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft ausgeübt werden kann. Das ist dem Sozialunternehmen schon ein Stück weit gelungen: Durch den Verkauf der Biere konnten schon 125 Projekte mit rund 125.000 Euro unterstützt werden.
(c) Bilder: Sebastian Preiß