741 Firmen fordern stärkere politische Regulierungen
In dieser Woche tagen die Umweltminister*innen aus über 200 Ländern zur 25. UN-Klimakonferenz in der spanischen Hauptstadt Madrid. Dabei sollen Klimaziele beschlossen werden, mit denen die Erderwärmung deutlich unter 2,0 Grad beziehungsweise bestenfalls unter 1,5 Grad gehalten werden soll – wie im Pariser Abkommen 2015 beschlossen. Während ein Großteil der dort entstehenden Pläne noch zaghaft sind, melden sich jetzt über 700 Unternehmen weltweit zu Wort: Sie fordern stärkere Klimaregulierungen.
Die Firmen haben sich der Initiative „Science-based-Targets“ (SBTi) angeschlossen und unterziehen sich damit einer Überprüfung, ob ihre Unternehmensziele mit den Zielen des Pariser Klima-Abkommens vereinbar sind. Zum aktuellem Zeitpunkt wurden die Ziele von über 300 Firmen als ausreichend klassifiziert. Bei den zertifizierten Firmen liegen die direkten Emissionen („Scope 1“) und die aus dem Energieverbrauch („Scope 2“) bei insgesamt 752 Millionen Tonnen pro Jahr. Das ist mehr, als Frankreich und Spanien zusammen verursachen.
Am wirkungsvollsten sind Bemühungen der Firmen, die die Emissionen ihrer Lieferanten und die ihrer Kund*innen miteinbeziehen. Es ist ein komplexer und möglicherweise langwieriger Prozess, bietet aber großes Potential, da somit so etwas wie eine Klimaschutz-Kaskade ins Rollen kommen könnte. Die Firmen, die sich den wissenschaftsbasierten Richtlinien verpflichten, müssen innerhalb 24 Monaten Ziele vorlegen, die durch SBTi geprüft werden. Ansonsten werden sie von der Seite genommen. Insgesamt kommen die SBT-zertifizierten Unternehmen mit ihren Lieferketten auf CO2-Emissionen von 3,9 Milliarden Tonnen. Das entspricht rund 90 Prozent der EU-Emissionen. Damit liegt der Initiative ein enormes Potential inne.
Die Unternehmen fordern dabei auch, dass sich Regierungs- und Branchenpolitik zu Umweltschutzmaßnahmen entsprechend ändert und stärkere Regulierungen getroffen werden. Dazu gehört beispielsweise ein aussagekräftiger CO2-Preis oder ein CO2-freies Stromangebot – sonst können die Firmen das Paris-Abkommen nicht einhalten. Derzeit wird auf der Klimakonferenz hauptsächlich besprochen, welche Regeln Industrieländer befolgen müssen, wenn sie die Klimaziele nicht nur im Inland, sondern auch durch Projekte in Entwicklungsländern erreichen wollen – beispielsweise durch Aufbau einer „grüneren“ Energieversorgung oder die Aufforstung von Wäldern.
Wünschenswert wären tatsächliche Handlungsziele und Regulierungen – damit machen über 700 Unternehmen schon mal einen ersten Schritt auf dem Weg, den Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und natürlich die Gesellschaft aufeinander abgestimmt gehen müssen, das aber lieber schnell.