Statt #SocialDistancing lieber #Physical Distancing + #SocialSolidarity
Wir erleben gerade weltweit sonderbare Zeiten, die unseren Alltag und unser gewohntes Leben stark verändern und oft auch einschränken. Solidarität ist in Krisensituationen mehr denn je gefragt. Hier kommen einige Anregungen, wie besonders gefährdete Gruppen in der aktuellen Quarantäne-Situation am besten unterstützt werden können. Die Liste soll ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit Inspirationen zum Solidarität-Zeigen und solidarischen Unterstützen geben. Sie kann individuell ergänzt und auf unterschiedliche Orte übertragen werden.
Spende Zeit, Geld oder Waren an deine ansässige Tafel
Die Ausbreitung des Coronavirus wird auch für die Tafeln in Deutschland zur Herausforderung und führt zu immer mehr Tafel-Schließungen im ganzen Land. Um die 1,6 Millionen Tafel-Nutzerinnen und -Nutzer jetzt nicht alleine zu lassen, ruft die Organisation zur Mithilfe auf. Alle, die gesund sind, keiner Risikogruppe angehören und auch mit niemandem aus diesen Gruppen im gleichen Haushalt zusammenleben, und die ein bisschen Zeit mitbringen, können dort auch spontan und kurzfristig bei der Lebensmittelausgabe, bei Auslieferungen und beim Transport der Waren mitanpacken. Auch eine Spende in Form von Geld oder Waren ist sehr hilfreich.
Teile Angebote zur Hilfe bei häuslicher Gewalt
Für viele Menschen kann#SocialDistancingleider auch die Gefahr für häusliche Gewalt erhöhen. Quarantäne bedeutet für diese Menschen: ausgeliefert sein. Zuhause, das ist für Familien, die nicht zurechtkommen, ein furchtbarer Ort.
Betroffene Frauen können sich unter 08000 116 016 rund um die Uhr an das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen wenden. Das Kinder- und Jugendtelefon ist unter 0800 110 333 erreichbar. Wir sollten besonders in diesen Zeiten alle aufmerksam sein, auf unser Umfeld achten und Beratungs- und Hilfsangebote teilen. Hier gibts noch mehr Informationen und Plakate zum Ausdrucken in verschiedenen Sprachen.
Unterstütze Menschen in deiner Nachbarschaft, die Risikogruppen angehören
Für viele Menschen ist es gerade jetzt besonders riskant, zum Einkaufen, Gassi mit dem Hund oder zur Apotheke zu gehen. Auch bereits Erkrankte sollten nach Möglichkeit jeglichen Kontakt mit Personen außerhalb ihres Haushalts vermeiden. Diesen Menschen kann es sehr helfen, wenn es in der Nachbarschaft gesunde Menschen gibt, die sie in dieser Situation unterstützen können und Einkaufs- oder Botengänge für Sie übernehmen können. Ganz unkompliziert geht das mit einem Aushang wie diesem hier. Außerdem: Auch ein netter Plausch über die Tür hinweg kann manchmal Wunder wirken.

Besonders ältere Menschen sind von sozialer Isolation betroffen. (c) Camilo Jimenez
Unterstütze Menschen in sozialer Isolation
Besonders die, die sowieso schon von Vereinsamung oder psychischer Krankheit betroffen sind, trifft die Quarantäne-Situation stark, wenn auch das kurze Gespräch an der Supermarktkasse oder im Park immer unwahrscheinlicher wird. Besuche bei den Großeltern werden gestrichen, nähere Kontakte zu älteren Menschen reduziert, viele Menschen sitzen allein in ihrer Wohnung. Es ist sehr gut möglich, dass sich diese Menschen dann isolierter, ausgeschlossener oder einsamer fühlen. Nicht jeder besitzt ein Smartphone oder Internetanschluss und kann sich über aktuelle Entwicklungen informieren. Ganz analog kann es da vielleicht helfen, Menschen im eigenen Umfeld mal wieder anzurufen, mal bei der älteren Nachbarin zu klingeln oder eine Art Briefkommunikation zu starten. Das ersetzt nicht den direkten Kontakt – kann aber trotzdem manchmal Wunder wirken.
Für diejenigen, die digital vernetzt sind, können Videotherapien und Social-Media-Gruppen hilfreich sein. Es wurden schon diverse Fernsehcouches, auf denen sich Menschen miteinander über das unterhalten können, was gerade läuft, Lesezirkel, in denen Buchempfehlungen ausgetauscht werden und Voicechaträume, in denen sich Menschen für online-Brettspiele verabreden können, ins Leben gerufen. Hier zum Beispiel ein Link zum Chatroom der Gruppe in München.
Mach auf die immer prekärer werdende Situation für Geflüchtete aufmerksam
Viele Geflüchtete leben derzeit in überfüllten Lagern auf engstem Raum mit tausenden anderen Menschen ohne fließend Wasser, Kanalisation, Toiletten und jegliche Hygieneartikel. Ihr Immunsystem ist von langer Flucht und unhygienischen Lebensbedingungen sowieso bereits geschwächt. Oft gibt es für diese Menschen auch kaum ärztliche Versorgung.
Akute Versorgung und Hilfe vor Ort leisten einige Organisationen, wie zum Beispiel:
- Wir packen’s an – Nothilfe für Geflüchtete an der griechisch-türkischen Grenze
- NoName Kitchen – akute Versorgung von Geflüchteten auf der Balkanroute
- ProAsyl – Unterstützung in der Agäis
Schutzbedürftige Menschen an den Außengrenzen Europas dürfen in dieser Krise nicht vergessen werden. Für die Eindämmung sind Distanz und besondere Hygiene entscheidend. Richtigerweise werden Menschen dazu aufgerufen, sich verstärkt die Hände zu waschen und Mindestabstände zu anderen Menschen einzuhalten. Diese Handlungsanweisungen zu beachten, ist in den griechischen Camps für geflüchtete Menschen schlicht unmöglich. Die Seebrücke hat dazu die Kampagne #LeaveNoOneBehind gestartet. Sie teilen gemeinsame Aktionsideen aus der Quarantäne-Situation heraus.
Auch die Mission Lifeline hat Vorlagen für Briefe und Anrufe an Politiker*innen erstellt mit der Forderung, einen geplanten Evakuierungsflug von besonders dringenden Fällen durchzuführen.
Die Johanniter haben mehrsprachige Informationen zu #Corona erstellt. Der
BUMFeV stellt diese auf seiner Website zur Verfügung. Die Infos gibt es in Englisch, Dari, Arabisch, Farsi, Türkisch, Russisch, Italienisch & Französisch. Außerdem haben einige Städte bereits Telegram-Gruppen zur Unterstützung bei Übersetzungsarbeiten eingerichtet.

#LeaveNoOneBehind! (c) Seebrücke
Sorge für sicherere Umstände für obdachlose Menschen
Für obdachlose Menschen ist es nahezu unmöglich, den offiziellen Empfehlungen zur Bekämpfung des Coronakrise Folge zu leisten. Sie sind nicht in der Lage, sich wirkungsvoll gegen das Virus zu schützen. Das Leben auf der Straße erschwert die Teilnahme am Kampf gegen die Pandemie.
Langfristig wäre eine Entzerrung der Wohnsituation und das Schaffen von zugänglichem, bezahlbaren Wohnraum notwendig. In diesen Zeiten kann man als Einzelperson einfach versuchen, sich mit Menschen, die auf der Straße oder in Notunterkünften leben, solidarisch zeigen – durch ein Gespräch (mit angemessenem Abstand, versteht sich) und durch die Investition des Geldes, das man für die Konzertkarte ausgegeben hätte – denn auch für Obdachlose fällt die „Einnahmequelle“ Pfandflaschen-Sammeln durch das Ausbleiben von Großveranstaltungen natürlich flach.
Außerdem kann man sich an hiesige Organisationen zur Unterstützung von Obdachlosen wenden, zum Beispiel die Münchner Initiative „Wir wollen wohnen“. Sie schlagen zum Beispiel die Unterbringung von obdachlosen Menschen in Pensionen oder Hotels vor, die aktuell sowieso gerade leer stehen – das auch zum Wohle aller, denn in Massenunterkünften ist die Infektionsgefahr und damit Verbreitung des Virus wesentlich höher und #PhysicalDistancing schlicht nicht möglich.
Einige Städte starten auch Gabenzäune, an denen zum Beispiel Hygieneartikel, Lebensmittel und Hundefutter-Tüten gepackt und angebracht werden.
Zeige Solidarität mit Selbstständigen& Künstler*innen
Einige von uns haben in diesen Tagen wohl mehr Zeit und durch Ausfallen von Theater-, Konzert-, Fußball- oder Kinobesuchen vielleicht auch mehr Geld auf dem Konto – bei vielen anderen Berufsgruppen sieht das aber auch umgekehrt aus. Viele Künstler*innen und Kulturschaffende sind nicht in der Lage, ein oder zwei Monate ohne Einnahmen zu überbrücken. Dazu wurde eine Petition zu Finanzhilfen für Freiberufler*innen gestartet. Außerdem kannst du diese Informationen über mögliche Ausfallsentschädigungen und weiteres für alle Künstler*innen und Kulturschaffenden teilen.
Die deutsche Orchester-Stiftung zu einer bundesweiten Spendenaktion für freischaffende Musiker*innen aufgerufen. Unzählige Theater, Clubs und Kulturschaffende bieten außerdem gerade Online-Angebote an: Das reicht von Livestreams und Podcasts von Lesungen und Theaterstücken über Kinder-Mitmach-Angebote bis zu Wohnzimmerkonzerten. Dieses Engagement kann entsprechend auch finanziell honoriert werden.
Man sieht – es gibt so einiges und noch mehr zu tun. Lasst uns in diesen Zeiten mehr denn je versuchen, neben dem eigenen Wohl auch insbesondere für das der Mitmenschen, die in der jetzigen Lage besonders betroffen oder schutzlos sind sorgen – für eine nachhaltige Gesellschaft, in der wir alle gerne leben wollen.